Kapelle

Aussenansicht

Die Kapelle Klein-Jerusalem kündigt von den ersten und letzten Tagen Christi auf Erden.

Darauf weisen ihr Dachschmuck hin, die vergoldete Strahlenkranz-Madonna und das Jerusalemkreuz auf dem Dachreiter, auf dem Westgiebel Wetterfahnen, die die Heiligen Drei Könige unter dem Stern von Bethlehem darstellen.

 Nord-West-Ecke  [3]  Westgiebel  [3]  Süd-West-Ecke  [3]
 Wappentafel Gerhard Vynhoven  [12]

Die Vorderseite der Kapelle wird gegliedert durch das Portal mit seinem Relief über der Tür und durch die Treppenbalustrade mit der Wappentafel Gerhard Vynhovens, der im Jahre 1651 zum päpstlichen Protonotar ernannt wurde. Diese Ernennung belegt die Wertschätzung und Förderung, die Vynhoven und sein Werk sowohl durch den Papst als auch durch den Kölner Erzbischof erfuhren.

Das Relief über dem Portal aus dem Jahre 1772 zeigt das Wappen der Minoriten, die die Wallfahrt und die Kapelle in dieser Zeit übernahmen. Die Inschrift über dem Türsturz lautet übersetzt: Jerusalem ins Leben zurückgeholt, geschmückt mit den Zeichen des Franziskus im 4. Jahr, in dem ein Minorit als Papst die Kirche Gottes auf Erden leitete.

Die Unterkirche

Die Unterkirche ist dem Ereignis von Bethlehem gewidmet. Prägendes Symbol des Raumes ist der Stern von Bethlehem als die Darstellung des göttlichen Lichtes, das den Menschen durch die Geburt des Erlösers aufgegangen ist. Wir finden den Stern an der Decke des Raumes und in der Nachbildung der Geburtsgrotte in der abschließenden Apsis. Wie in der Geburtskirche in Bethlehem befindet sich rechts von der Geburtsgrotte mit dem als Sonne dargestellten Stern im Fußboden die Krippengrotte mit dem Dreikönigsaltar.

 Unterkirche, Blick auf die Geburtsgrotte  [9]
 Stern der Geburtsgrotte  [10]

Eine rechteckige Steinplatte im Boden der Grotte bezeichnet das Grab Vynhovens. Neben der Grabplatte ist ein Epitaph in die Wand eingelassen.

Verweilen wir bei der Grabinschrift Vynhovens, einem wichtigen Selbstzeugnis! Gewiss hat er die Tafel selbst entworfen, wie er auch den Ort der Bestattung in seiner Kirche verfügt hat.

Rechts oben sehen wir das Vynhovensche Wappen, links Vynhoven, der dem Gekreuzigten in der Mitte zuruft: “Für mich bedeutet Leben Christus und Sterben ist Gewinn.” Darunter künden sieben lateinische Hexameter von dem, was der Priester Vynhoven als Sinn und Mitte seines Lebens ansah, und von seinem Abschiedsschmerz. Sie enthalten ferner Anrede des Betrachters, Mahnung, Totenklage und Bitte um ein Gebet:

 Grabinschrift Gerhard Vynhovens  [9]

Gerhardus, der Christo diese schöne Kapelle aus frommer Liebe erbaut und die Herde in der Liebe zur Frömmigkeit unterrichtet hat, er liegt hier begraben gleich einem gefällten duftenden Baume und sagt dir Lebewohl und dieser Kapelle.
Lebe als Genosse der Seligen, vereint mit den Glückseligen.
O du
Wer du auch sein magst, Sterblicher, stehe still, schaue und weine. Ich bin, was du sein wirst, ein wenig Asche.
Bete für mich, ich bitte dich.  

Darunter ein Chronikon:
Der Erbauer dieses, Vynhoven, stieg zu den Gestirnen empor. Es war am 14. März (1674). 

Die Geburtsgrotte umrahmen drei kleine Kapellen. Eine von ihnen, die an der Nordseite gelegene Hieronymuskapelle, hat ihre alte Ausstattung bewahrt: Gräber und Altäre von Heiligen, die in Bethlehem nahe der Geburtsgrotte gelebt haben. Ihre Gedächtnisstätten dort hat Vynhoven nachgebildet.

Südöstlich schließt sich die ursprüngliche Kapelle der Unschuldigen Kinder an. Die von den Franziskanern 1772 angebaute Loreto-Kapelle wurde 1934 in eine Marienkapelle umgewandelt.

Auf halber Höhe zwischen Geburtsgrotte und Oberkirche befindet sich die Josephskapelle mit dem Gemälde der Kreuzauffindung.

Oberkirche

 Inneres der Oberkirche mit Kreuzigungsgruppe  [9]

Der obere Raum wird beherrscht von der Kreuzigungsgruppe und der Grabkapelle. Im Chor der Kapelle erhebt sich eine annähernd lebensgroße vielfigurige Gruppe von Holzskulpturen, ein Konglomerat aus verschiedenen Epochen: Unter dem Kreuz Maria, die Mutter des Herrn und Johannes, der Lieblingsjünger. Die beiden ebenfalls spätmittelalterlichen (Anfang 16.Jh.) Frauenfiguren zu Seiten der Kreuzigungsgruppe können in diesem Zusammenhang als Maria Cleophae (Kleophas) und Maria Salome gedeutet werden. Bei diesen vier Figuren handelt es sich um flandrische Arbeiten. Aus dem 17 Jh. stammt die Christusfigur. Die vor dem Kreuz knieende Maria Magdalena und die beiden mit Jesus gekreuzigten Schächer sind Arbeiten des 19. Jh. Um diese Zeit wurde auch eine Statue ungeklärter Herkunft, geschaffen um 1750, hinzugefügt. Sie hält nun eine Lanze in den Händen und stellt den römischen Hauptmann Longinus dar.

 Oberkirche, Blick auf das Hl. Grab  [9]

Gegenüber der Kreuzigungsgruppe, am anderen Ende des oberen Raumes, befindet sich das Heilige Grab aus dem Jahre 1661. Die Grabkapelle besteht aus dem Vorraum, sog. Engelskapelle, mit dem Fresko der drei Frauen am Grabe und der eigentlichen Grabkammer mit dem Grab Christi und dem Fresko des auferstandenen Christus, das bei der Restaurierung im Jahre 1979 wiederentdeckt wurde. Die Frontseite der Grabkapelle ist geschmückt mit den Leidenssymbolen Christi und den schlafenden Wächtern. Das Hl. Grab ist eine Nachbildung des Grabes Jesu in der Grabeskirche von Jerusalem vor dem großen Brand im Jahre 1808.

 Fresko im Hl. Grab,
Verkündung der Auferstehung  [9]